Davon träumen viele Pferdefreunde: Reiten in Island. Weitab vom Lärm der Zivilisation, von Betonwüsten, Autos und zu vielen Menschen. Die meisten Leute, die sich diesen Traum einmal erfüllt haben, kommen übrigens wieder. Zu groß ist die Sehnsucht danach auf dem Rücken eines Islandpferdes einen einsamen Strand entlang zu tölten. Die salzige Meerluft zu atmen und den Möwen dabei zuzusehen, wie sie elegant durch die Lüfte gleiten. ‚Du lebst nur einmal‘ sagt man sich dann und bucht den nächsten Flug nach Reykjavik.
Was aber sollte man vorher wissen, um das Reiten in Island voll und ganz zu genießen? – In diesem Beitrag erfährst du die wichtigsten Dinge über Reiten in Island und sogar noch ein bisschen mehr…
Island für Reiter
Island, die Insel aus Feuer und Eis, erschlägt Besucher fast mit ihren Naturschönheiten. Schneebedeckte Berge thronen über schwarzen Lavafeldern. Steinwüsten erinnern an Mondlandschaften. Vulkane und Geysire zeigen die Urgewalt der Erde. Viele Sümpfe, Moore und Heideflächen lassen sich fast nur auf dem Rücken eines Pferdes erobern. Das Wetter wechselt ständig. Und lässt die Natur immer wieder in einem anderen Licht erscheinen. Selbst wer schon hundert Mal zum Reiten nach Island gekommen ist, wird immer wieder etwas Neues entdecken.
Das Islandpferd
Das Islandpferd ist für viele Urlauber tatsächlich der Hauptgrund, um auf die Atlantikinsel zu kommen. Isländer sind zwar nicht besonders groß, aber dafür äußerst kräftig, so dass sie auch von Erwachsenen geritten werden können. Außerdem zählen sie zu den so genannten Gangpferden. Das heißt, sie verfügen nicht nur über die Grundgangarten Schritt, Trab und Galopp, sondern zusätzlich über die Gangarten Tölt und Pass. Die isländischen Reiter lieben ihren Tölt. Er ist so bequem zu reiten, weil man im Sattel kaum Erschütterungen verspürt. Ein Reiter könnte im Tölt ein Glas Wasser in der Hand halten, ohne dabei einen Tropfen zu verschütten.
Islandpferde gelten darüber hinaus als besonders widerstandsfähig und werden ganzjährig draußen gehalten. Es macht ihnen überhaupt nichts aus, wenn der Wind eiskalt über die Wiesen pfeift. Auf den riesigen Weiden suchen sie Schutz in einer Senke oder hinter einem Hügel.
Um Krankheiten im Pferdebestand zu vermeiden, ist die Einfuhr von Pferden auf Island verboten. Das gilt auch für die Pferde, die in Island geboren wurden. Haben sie die Insel einmal verlassen, dürfen sie niemals zurückkehren.
Für Reiter ist es sonnenklar: die Ursprünglichkeit der isländischen Natur lässt sich einfach am besten im Sattel eines Islandpferdes entdecken. Bei längeren Reittouren wird oft sogar eine freilaufende Pferdeherde mitgenommen. Unterwegs wechseln die Reiter dann ihre Pferde, und die Herde läuft frei zwischen Front- und Abschlussreitern. Bei kürzeren Reittouren werden meist Handpferde mitgeführt.
Wie gut muss man reiten können?
Zugegeben: Es gibt Reitstunden und Ausritte für Anfänger. Sie sind bestimmt eine gute Sache, um in die Reiterei hinein zu schnuppern. Aber das Super-Island-Reiten-Feeling wird man damit nicht bekommen. Wer allerdings über solide Grundkenntnisse im Reiten verfügt und dabei noch eine gute Kondition mitbringt, kann sich ohne Weiteres den mehrtägigen Reittouren und auch den langen Reittouren mit freilaufender Pferdeherde anschließen. Das Tempo ist dabei meistens flott. Das zügige Tempo muss geritten werden, damit die Herde freilaufender Wechselpferde immer im Fluss bleibt. Die Tagesetappen können manchmal bis zu 60 Kilometer betragen – das bedeutet neun Stunden im Sattel! Bei größeren Touren wird meistens in einfachen Unterkünften übernachtet: auf Farmen, in Berghütten oder sogar in Schulen und Gemeindehäusern.
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TIPP:
Ihr wollt das Islandpferdereiten erstmal in Deutschland antesten? – Dann kann ich das Islandpferdegestüt Sonnenhof zwischen Teutoburger Wald und Wiehengebirge empfehlen. Hier geht’s zur Website: http://www.kollmeyer-sonnenhof.de/
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Reiten in Island: Was muss man einpacken?
Um das Einschleppen europäischer Pferdekrankheiten zu vermeiden, besteht in Island die Vorschrift, alles, was mit Pferden in Berührung gekommen ist, vor Abreise zu desinfizieren. Bei Reithosen sollte man möglichst den Beleg der Reinigung mitbringen, falls am Zoll kontrolliert wird. Empfehlenswert ist es, sich direkt vor der Reise ein paar Gummistiefel (häufig werden Flüsse durchquert…) zu kaufen und sie im neuen Zustand mitzunehmen. Auch Reithandschuhe sollte man neu mitbringen. Helme kann man ausleihen.
Diese Reit-Utensilien sollten in den Koffer:
Reithose oder Jodhpurs
bequeme Reit-Stiefeletten (wasserdicht) oder Trekkingschuhe
Reitkappe
Reithandschuhe
winddichte Reitjacke/ -weste
Feinstrumpfhose (hilft gegen Wundscheuern)
Gürteltasche zum Umschnallen
Meist bekommt man sehr gutes Regenzeug vom Reiterhof gestellt. Bei der Buchung nachfragen!
Interview mit Island-Expertin Martina Klocke
Sie war schon mehr als 15 Mal zum Reiten in Island (Stand Juni 2017), töltete bei Sonne und Schnee, hat den Schaf- und Pferdeabtrieb mitgemacht, Papageitaucher und Wale gesehen: Martina Klocke aus Vlotho. Neben dem Reiten hat die begeisterte Islandpferdereiterin (natürlich hat sie auch ein eigenes Islandpferd) inzwischen ein zweites Steckenpferd: die Fotografie. Wenn sie nicht gerade im Sattel sitzt, geht die Westfälin mit ihrer Spiegelreflexkamera auf die Pirsch. Die wunderbaren Fotos in diesem Beitrag stammen von ihr. Im Interview verrät die Island-Expertin ihre besten Tipps zum Reiten in Island.
Was treibt dich dazu an, in jedem Jahr wieder zum Reiten nach Island zu fahren? Es könnte doch auch mal ein anderes Land sein?
Ich liebe das rauhe isländische Klima, den Wind und die unglaublich klare Luft. Ich wüsste kein Land wo man mit einer großen Herde freilaufender Pferde durch eine solch beeindruckende Landschaft reitet. Hier kann ich total abschalten und einfach die wunderbare Natur vom Pferderücken aus genießen.
Welches war dein schönstes Erlebnis beim Reiten in Island?
Das kann ich so einfach gar nicht sagen. Es gibt so viele Momente die mich tief beeindruckt haben. Zum Beispiel das Durchreiten des See Hóp im Nordwesten Islands oder ein Ritt am schier endlosen breiten Strand des Löngufjörur. Der Ritt ins Tal nach dem Pferdeabtrieb mit einer Herde von fast 300 Pferden hat mich sogar zu Tränen gerührt.
Welche Gegend würdest du besonders für Reittouren empfehlen?
Für die Auswahl der Reittour spielt die Route eine große Rolle für mich. Bei meinem ersten Besuch in Island war ich im Süden in der Nähe von Hella. Dort ist viel Farmland und es mussten immer wieder Tore und Zäune geöffnet werden. Das war etwas nervig, fand ich. Außerdem ist sehr viel Verkehr, weil die Gegend relativ einfach von Reykjavik erreichbar ist. Seit vielen Jahren fahre ich nun in den Nordwesten der Insel auf den Hof Brekkulaekur von Arinbjörn Jóhannsson (Abbi). Er bietet viele verschiedene Touren von sieben bis 14 Tagen an. Infos findet ihr unter www.abbi-island.is
Ich habe inzwischen alle Touren mehrfach gemacht und bin total begeistert. Der Hof ist 25 Kilometer von der Ringstraße entfernt und in einem wunderschönen Flusstal. Alles ist mit großer Sorgfalt organisiert. Abbi bietet seine Reittouren seit mehr als 30 Jahren an und hat sehr viel Erfahrung. Er sorgt gut für seine Pferde und kennt sie alle sehr genau. Alle Pferde sind ordentlich beschlagen und das Equipment ist in Ordnung. Abbi kennt außerdem die Wege wie seine Westentasche und führt seine Gruppen sicher durch die Flüsse und Fjorde.
Was ist dir bei einem Touranbieter noch wichtig?
Die Gruppen dürfen nicht zu groß sein, bei Abbi sind es Gruppen mit max. 15 Touristen. Jeder hat mindestens zwei Wechselpferde. Ich freue mich bei den Touren über eine nette Unterkunft und gutes Essen. Wenn man den ganzen Tag auf dem Pferd verbracht hat, ist man echt froh über eine heiße Dusche und ein leckeres Essen. Abbi hat ein sehr schönes Gästehaus mit tollen Zimmern und sein Team ist immer supernett. Man sollte schon die Beschreibungen der Anbieter genau lesen und beim Preisvergleich auch auf die Unterkunft achten. Sind es Einzel- oder Zweibettzimmer oder wird in einem Hostel mit einem Waschraum für zehn und mehr Leute übernachtet? – Auch das macht natürlich den Preis aus. Sind alle Mahlzeiten enthalten (in „the middle of nowhere“ gibt es keinen Kiosk), die Transfers?
Was ist ein no-go beim Reiten in Island?
Eigentlich gilt das gleiche wie auch hier bei uns, wenn ich in der Gruppe reite.
Nicht in das Vorderpferd reiten, Rücksicht nehmen.. In Island wird zum Beispiel auch nie von oben nachgegurtet. Es wird immer abgestiegen. Das geht natürlich nur, wenn gerade eine Pause ist. Auf keinen Fall darf man einfach zurückbleiben. Die Pferde wollen zu Ihrer Herde!
Auch hier erkennt man einen seriösen Anbieter. Eine ausführliche Besprechung über die reiterlichen Fähigkeiten des Einzelnen und ein sogenannter Kennenlernritt ohne Herde gehören meiner Meinung nach unbedingt dazu, damit es ein sicherer und für alle unvergesslicher Ritt wird.
Was machst du außer Reiten, wenn du in Island bist?
Ich kann stundenlang mit der Kamera in der Nähe des Gästehauses am Fluss sitzen und darauf warten, dass die Lachse springen. Das finde ich sehr beeindruckend. Auch die wirklich vielfältige Vogelwelt ist es wert, einmal genauer hinzuschauen. Im letzten Jahr habe ich eine ornithologische Wanderreise mit Abbi gemacht. Ich glaube, er kennt jeden Vogel mit Vornamen…. Es war atemberaubend, auf der mehrere hundert Meter hohen Steilküste bei Látrabjarg zu sitzen und den Papageientauchern zuzuschauen. Auch hier hatte ich immer meine Kamera dabei. Jetzt fehlen mir nur noch die Polarlichter, die ich leider in den letzten 15 Jahren nicht gesehen habe, da ich meistens im Sommer dort war.
Wenn ich noch Zeit habe vor dem Abflug nach Hause mache ich gerne eine Whalewatching Tour bei Elding am alten Hafen. Die Touren werden von Biologen begleitet und mit sehr viel Sachverstand durchgeführt. Zum Beispiel werden die Wale nicht verfolgt. Meist sind sie so neugierig, dass sie alleine zum Boot kommen.
Was ist beim Fotografieren für dich wichtig?
Mir ist wichtig, dass ich genügend Zeit habe, um mich ganz auf meine Umgebung und was dort passiert, konzentrieren kann. Ich versuche meine Fotos so zu machen, dass ich auf eine aufwendige Bildbearbeitung verzichten kann. Und wenn die Szene, die ich mir vorstelle, nicht gleich stattfindet, dann habe ich auch die Geduld zu warten, bis es so ist, wie ich es mir vorstelle. Auf den Reittouren habe ich immer eine Kompaktkamera dabei für unterwegs. Nicht auf allen Pferden kann ich auf Anhieb fotografieren, aber meistens klappt es am zweiten Reittag ganz gut. Inzwischen verzichte ich auch an manchen Tagen auf das Reiten, fahre der Reitgruppe entgegen, setze mich mit meiner Kamera irgendwo in die Natur und warte, bis die Reitergruppe kommt.
Welche Themen umfasst dein Foto-Archiv inzwischen?
Mein Fotoarchiv umfasst inzwischen
- unzählige Fotos aus Island (und es gibt noch so viel, das ich nicht gesehen habe!)
- natürlich Pferdebilder, Stuten mit Fohlen, Herden, Turniere, hier besonders das alle zwei Jahre stattfindende Landsmót in Island, wo die besten Pferde des Landes sich messen
- Tiere im allgemeinen, besonders die heimische Vogelwelt hat es mir angetan
- Blumen
- Landschaftsaufnahmen aus meiner Heimat Ostwestfalen
Wer Fotos von Martina kaufen oder sein Pferd von ihr fotografieren lassen möchte, kann sich per Mail an sie wenden: martina.klocke@web.de
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Buchtipp: Drei Wünsche im Wind
Du träumst vom Reiten in Island? – Dann empfehle ich dir mein Buch „Drei Wünsche im Wind“. Es ist eine Liebeserklärung an Island und seine wunderschönen Pferde, eine magische Story von unerklärlichen Dingen und eine sehr romantische Erzählung…
Worum es geht? – Job weg, Freund weg – eigentlich läuft es für die Berlinerin Sabrina gerade nicht so rund. Doch da bekommt sie eine Stelle auf einem Reiterhof in Island angeboten. Sie lernt den New Yorker Fotografen Scott kennen und verliebt sich in ihn. Doch er verschweigt ihr den wahren Grund für seine Reise auf die Atlantikinsel. Ein dunkles Geheimnis aus seiner Vergangenheit lässt ihn nicht los. Und dann ist da auch noch Patricia, die alles versucht, um Scott für sich zu gewinnen.
Das Taschenbuch „Drei Wünsche im Wind“ hat 206 Seiten. Du kannst es hier als E-Book (2,99 €) oder Taschenbuch (8,77 €) bestellen.
Jetzt lesen: Drei Wünsche im Wind
Allgemeine Informationen über Island:
Von Deutschland aus gibt es ganzjährig Nonstop-Flüge nach Island. Die Flugzeit beträgt rund dreieinhalb Stunden. Wer sein Auto mitnehmen möchte, kann zwischen April und Oktober von Dänemark aus mit der Fähre „Norröna“ (www.smyrilline.de) nach Island fahren. Die beste Reisezeit ist von Juni bis Ende August. Auch im Sommer sollte man warme Kleidung dabei haben. Die Währung auf Island ist die isländische Króna. Es kann aber wirklich überall mit Kreditkarte bezahlt werden, selbst bei kleinen Beträgen.
Text: Susan de Winter
Alle Fotos: Martina Klocke